Was fasziniert und begeistert dich an deiner Arbeit?
Das Schönste an meiner Arbeit ist die Vielseitigkeit. Kein Tag ist wie der andere. Wenn ich am Morgen mit Arbeiten beginne, weiss ich oftmals nicht, was im Verlaufe des Tages alles auf mich zukommen wird. Das Spektrum der Aufgaben ist sehr gross: interne Kommunikation, Medienarbeit, Kundenkommunikation, Social Media und Marketing. Das macht es spannend – erfordert aber auch Flexibilität. In meiner Rolle bin ich zudem nah dran an den relevanten Themen im Unternehmen und darf mit ganz unterschiedlichen Menschen über alle Hierarchiestufen hinweg arbeiten. Das empfinde ich als grosses Privileg.
Was ist das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation im Gesundheitswesen?
Das Gesundheitswesen ist enorm komplex. Es gibt eine grosse Informationsasymmetrie zwischen der breiten Bevölkerung und den Experten aus der Branche. Das sollte man stets im Hinterkopf haben, bevor man kommuniziert. Damit die Botschaften ankommen, braucht es eine Reduktion auf das Wesentliche. Die Kommunikation sollte so einfach wie möglich erfolgen. Es braucht fokussierte Massnahmen und Klartext. Das hat man übrigens auch bei der Corona-Kommunikation gesehen: Je fokussierter und einfacher die Botschaften sind, desto mehr Wirkung erzielen sie. Was ich in diesem Zusammenhang auch gelernt habe: wenn ein Entscheid nicht kommunizierbar ist, ist er mit grösster Wahrscheinlichkeit falsch.
Welche Herausforderungen birgt Gesundheits-Kommunikation im digitalen Bereich? Und wie löst du diese?
Im digitalen Bereich, insbesondere auf Social Media, existiert nach wie vor das Schreckensgespenst eines Kontrollverlusts und einem möglichen «Shitstorm». In der Praxis ist genau das Gegenteil der Fall: Im Netz existiert ein gnadenloser Kampf um Aufmerksamkeit. In diesem Umfeld kann man nur mit gutem und einzigartigem Content bestehen. Wenn man diesen nicht hat, kann man sich den Aufwand sparen. Selbstverständlich werden digitale Kanäle für unsere Kundinnen und Kunden und damit auch für uns immer wichtiger. Mittlerweile sind es längst nicht nur die jüngeren Versicherten, die Online-Kanäle nutzen – wir haben die Erfahrung gemacht, dass auch immer mehr ältere Menschen digital sehr affin sind. Trotz der unzähligen spannenden Möglichkeiten, die es im Bereich der Online-Kommunikation gibt, sollte man sich nicht verzetteln und das Kosten-Nutzenverhältnis beachten. Oftmals lohnt sich ein gewisser Mut zur Lücke: Lieber etwas weniger Online-Kanäle bespielen, dafür aber richtig.
In welchem Bereich der Kommunikation hat das Gesundheitswesen Handlungsbedarf?
In der Öffentlichkeit und der Politik dominiert die Diskussion um die Kosten. Selbstverständlich ist das ein wichtiges Kriterium – es gibt aber noch viele weitere Faktoren wie beispielsweise die Qualität oder die Versorgung. Das hat gerade die Corona-Krise eindrücklich verdeutlicht. In der Kommunikation sollten wir daher darauf achten, nicht in die einseitigen Kostendiskussionen einzustimmen und stattdessen die Vorteile unseres Gesundheitssystems zu betonen. Solche Botschaften stossen bei der Bevölkerung durchaus auf Anklang. Gemäss verschiedener Studien sind sich die Menschen bewusst, dass unser Gesundheitssystem hochstehend ist – und gute Qualität etwas kostet.
Über die Interviewserie «4 Fragen an … »
In der Farner Interviewserie «4 Fragen an …» beantworten Kommunikationsprofis aus der Gesundheitsbranche aus ihrer persönlichen Sicht Fragen zur Kommunikation. Sie sagen, wie sie in einem komplexen Umfeld erfolgreich kommunizieren, Herausforderungen meistern oder welche Faktoren in Zukunft erfolgskritisch sein werden für eine wirkungsvolle Kommunikation.